Und was du dort tun kannst, um dich mit Lebenskraft aufzuladen erfährst du am Ende des Artikels. Damit wirst du deine nächsten Streifzüge durch die Natur sicher mit anderen Augen sehen.
Ein Besuch in unserem eigentlichen Zuhause
Wir leben in einer Zeit, in der sich die Lebensumstände rasant verändern. Besonders der digitale Fortschritt schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. Zugleich wachsen die Städte und somit wurde vielerorts ein Lebensraum fern ab der Natur geschaffen. Viele verbringen dadurch wenig Zeit in der Natur. In der Natur zu sein ist jedoch unser natürlicher Zustand. In Mitteleuropa ist der Wald unser eigentliches Zuhause. Seit Jahrtausenden hat sich diese Erfahrung in das kollektive Bewusstsein eingeprägt. Der Blick in die hohen Baumkronen erzeugt ein Wohlgefühl.
Es ist beglückend, wenn die Blätter im Wind rauschen und auf dem Waldboden die Sonnenflecken tanzen. Es entsteht ein Gefühl von Naturverbundenheit, wenn in der Ferne das Rauschen des Baches zu hören ist, unzählige Insekten surren und die Vögel des Waldes ein wohlklingendes Konzert anstimmen, in das sich hin und wieder das Klopfen eines Spechtes einreiht.
Wenn es dazu nach erdigem Laub und Baumharzen riecht und frische Blaubeeren die Zunge erfreuen, sind die Sinne erfüllt von wohlbringender Naturerfahrung.
All dessen beraubt spielt sich das Leben in der Stadt ab. Hier lassen weite, versiegelte Flächen kaum Grün zu, hohe Gebäude lassen wenig Sonnenlicht in die Gassen und Verkehr und Baustellen erzeugen eine unerträgliche Lärmkulisse, während ungesunde Gerüche vorüberziehen.
Viele gehen erst gar nicht auf die Straße und verbringen die meiste Zeit des Tages in Gebäuden, sei es Zuhause, in der Schule oder bei der Arbeit. Dabei entsteht nicht nur ein Vitamin D-Mangel. Es grenzt an ein Wunder, dass die Menschheit in einer solchen Umgebung überhaupt überleben kann.
Wie ein Fisch an Land zurück ins Wasser will, so dürstet die menschliche Seele im unnatürlichen Siedlungsraum nach dem erfrischenden Bad in der Natur. Sich dieses Mangels oft nicht bewusst und auf der Suche nach dem Glück, versuchen einige ihren Durst in digitalen Trends oder kurzweiligem Konsum zu stillen, zum Teil mit großem Durchhaltevermögen. Doch wie nach dem Trinken von Salzwasser, wird der Durst dadurch nur immer noch größer.
Ist das Bewusstsein einmal geschärft, dass zwischen U Bahntunnel und künstlich beleuchtetem Einkaufszentrum das wahre Glück nicht zu finden ist, wissen wir den erholsamen Besuch in der Natur zu schätzen.
Am landschaftlichen Übergang eines Seeufers bildet sich ein kraftvoller Bereich, der zum Kraft sammeln geeignet ist.
Erholsame Orte in der Natur finden
Beim Erholungsfaktor von Orten spielt die Lebenskraft eine wichtige Rolle. Orte voller Lebenskraft wirken stärkend auf Körper, Geist und Seele. Schon in den Veden wurde in der Wohnraumlehre Vastu darauf hingewiesen, dass großflächig versiegelte Flächen zum Sinken der Lebenskraft am Ort führen. Tatsächlich ist der Mangel an Lebenskraft heute ein großes Problem. Dies zeigt sich in einer zunehmend geschwächten Natur, die sichtlich weniger widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Insektenbefall ist. Auch die Menschheit sieht sich immer neuen Krankheiten gegenüber, körperlichen wie seelischen. Begriffe wie »erschöpft zu sein« oder »Burnout« deuten auf einen Mangel.
Es ist vor allem ein Mangel an Lebenskraft! Wenn der »Akku« an Lebenskraft leer ist, sind Menschen oft ungeduldig, gestresst und gereizt. Wer hingegen ausreichend Lebenskraft hat, reagiert gelassen und es bringt ihn so schnell nichts aus der Ruhe. Eine Möglichkeit Lebenskraft zu sammeln und so in einen ausgeglichenen Zustand zu kommen, besteht darin, in der Natur an ausgewählte Orte mit viel Lebenskraft zu gehen.
Bei meinen geomantischen Erkundungen der Natur stellte ich fest, dass es Kraftorte mit überdurchschnittlich viel Lebenskraft gibt.
Die Geomantie befasst sich mit den feinstofflichen Kräften der Natur, die für das Auge nicht sichtbar sind, wohl aber gespürt werden können. Vergleichsweise basiert die chinesische Akupunktur auf Strömungen von Lebenskraft im Körper, die ebenfalls nicht gesehen werden können, aber spürbare Wirkungen haben. Sie beruht auf Gesetzmäßigkeiten, die offensichtlich in jedem Körperorganismus vorhanden sind.
Auch in der Landschaft lassen sich feinstoffliche Gesetzmäßigkeiten finden, zu denen auch Lebenskraftströme zählen. Sind Landschaftskräfte an einem Ort überdurchschnittlich stark vorhanden, wird er allgemein als »Kraftort« bezeichnet.
Der Waldrand ist eine Zone voller Vitalität, in der eine große Artenvielfalt zu finden ist. Ein Aufenthalt dort verspricht Lebenskraft und Erholung.
Kraftorte an der äußeren Form der Landschaft erkennen
Nach meinen Beobachtungen interagieren Lebenskräfte in der Natur mit den Elementen sowie der Form der Landschaft.
Lebenskraft strömt den Elementen zu und reichert sich bei ihnen an. Ist ein Element in Bewegung, wie zum Beispiel fließendes Wasser in einem Fluss, dann ist auch die Lebenskraft mit ihm in Bewegung.
Ist das Element Wasser in Bewegung, hat es eine belebende Wirkung, wie hier bei einem Bach.
Mit dem fließenden Wasser kommt es zu einem gerichteten Lebenskraftstrom. Dieser wird spürbar, sobald der Fluss direkt auf einen zufließt, wie beispielsweise auf einer Brücke. Besonders bei schnell fließendem Wasser kann das, was für den Körperorganismus normalerweise belebend wirkt, sogar zu viel werden. Wenn der Körper genug Lebenskraft aufgenommen hat, entsteht nach einer Weile das Bedürfnis die Brücke wieder zu verlassen. Bewegtes Wasser wird allgemein als belebend empfunden, wie zum Beispiel ein Springbrunnen oder die Wellen am Ufer des Meeres.
Zudem lässt sich beobachten, dass Lebenskraft erdnah über den Boden der Landschaft strömt. Auf diese Weise kreieren Landschaftsformen einzigartige Ströme von Lebenskraft. Ist ein Berg kegelartig geformt, konzentriert sich die nach oben strömende Lebenskraft zusehends und bildet über der Bergspitze einen nach oben gerichteten Kraftstrom. Dies ist ein Grund, warum Bergkuppen oft besondere Kraftorte sind. Der nach oben gerichtete Strom bewirkt eine kosmische Atmosphäre am Ort, die sich vor allem für die Meditation eignet. Zum Wohnen sind Bergspitzen durch die gebündelte Kraft in der Regel zu stark und es kann wie auf einer Brücke über einem Fluss auf Dauer zu intensiv werden. Lebenskraft strömt gebündelt auch entlang von Bergrücken. Besonders dort, wo ein Bergrücken ausläuft, ist mit einem besonderen Kraftort zu rechnen. Traditionell wurden an dieser Stelle oft Kirchen gebaut. Sie profitieren dort von der erhöhten Lebenskraft und werden so selbst zu einem kraftvollen Ort.
Ein weiteres Phänomen lebenskraftstarker Orte entdeckte ich an landschaftlichen Übergängen. Überall dort, wo zwei verschiedene Landschaftselemente aneinandergrenzen, stoßen ihre Lebenskraftströme aufeinander und bilden eine besonders kraftvolle Atmosphäre der Landschaft. Grenzt eine Wiese an einem Wald, bildet sich ein Bereich voller Lebenskraft. An dieser Stelle ist eine besonders große Artenvielfalt der Flora und Fauna zu finden. Auch wir Menschen halten uns gerne am Waldrand auf. Wenn wir dort auf einer Bank verweilen oder am Waldrand entlang spazieren, fühlen wir uns wohl und gestärkt. Es gibt viele kraftvolle Landschaftsübergänge in der Natur: am Ufer eines Flusses, am Ufer eines Sees oder an einer Abbruchkante zu einer tiefer gelegenen Ebene. Ein besonders starker Landschaftsübergang ist der zwischen Land und Meer. Diese Zone ist besonders beliebt und viele verbringen ihren gesamten Urlaub am Strand, um den »Akku wieder aufzuladen« und sich zu erholen.
Am Ende von Bergrücken entsteht ein Kraftort voller Vitalkraft, der für Regeneration und Erholung bestens geeignet ist.
Kraftorte an Bäumen erkennen
Kraftorte können auch an Bäumen erkannt werden. Bei meinen Aufenthalten in der Natur ist mir aufgefallen, dass Bäume an Kraftorten anders wachsen als an gewöhnlichen Orten. Hier bilden sie Drehwuchs, Rüsseläste, Reisser am Stamm und viele andere Wuchsformen.
Um mehr über diese Phänomene zu erfahren, begann ich eine Studie, die schließlich mehrere Jahre dauern sollte. Dabei schaute ich, welche verschiedenen Wuchsformen von Bäumen es gibt und was für unterschiedliche geomantische Landschaftskräfte existieren. Dabei stellte sich heraus, dass an Orten mit den gleichen Landschaftskräften immer die gleichen Wuchsformen an den Bäumen zu finden sind. Das bedeutet im Umkehrschluss: wer die Bedeutung von Baumwuchsformen kennt, kann an ihrem Bild Aussagen über die geomantische Qualität eines Ortes treffen!
Mit ihrem Wuchsverhalten machen Bäume Unsichtbares sichtbar, indem sie auf die Qualitäten von Orten reagieren. Dies kann eine große Hilfe sein, wenn du einen Ort suchst, an dem du dich erholen möchtest, denn nicht jeder Bereich des Waldes ist für Waldbaden oder Erholung geeignet.
Da Bäume mit ihrem Wuchsbild auf gute wie auch auf schlechte Ortsqualitäten hinweisen, können für einen Aufen halt die gewinnbringenden Anzeichen gesucht und die ungünstigen vermieden werden.
Wachsen Stämme oder Äste zusammen, ist das das Kennzeichen für einen guten Ort voller Lebenskraft.
Bei einem Elfenauge wachsen Äste wieder zusammen und bilden dazwischen einen offenen Bereich in Form eines Auges. Der Wuchs zeigt einen lebenskraftstarken Ort an.
Ein Rüsselast wächst am Stamm zunächst waagerecht und kurz danach senkrecht nach oben. Er kommt an Orten mit viel Lebenskraft vor.
Kommen mehrere Bäume mit Klebästen in einem Bereich des Waldes vor, zeigen sie die Größe des Kraftortes an.
Ein guter Platz
Ein gutes Kennzeichen ist, wenn Stämme oder Äste eines Baumes zusammenwachsen. Es können sogar zwei Bäume zusammen wachsen,wenn beispielsweise ein Ast herüber reicht und mit dem Ast oder Stamm eines anderen Baumes zusammenwächst. Dies ist selbst zwischen zwei unterschiedlichen Baumarten möglich. Diese Wuchsform wird in der Geomantie »Elfenauge« genannt, weil zwischen den Zusammenwachsungen ein offener Bereich entsteht, der oft an die Form eines Auges erinnert. Diese Wuchsform deutet auf einen Kraftort mit überdurchschnittlich viel Lebenskraft hin. Das sind Orte, an denen sich Menschen sehr gerne aufhalten und ein Wohlgefühl aufkommt.
Eine weitere Wuchsform, die mir an vitalkraftstarken Orten aufgefallen ist, sind starke Triebe am Stammfuß. Dieser sogenannte »Klebast« kann bei Laub- wie auch bei Nadelbäumen vorkommen. Überhaupt sind Baumwuchsformen an allen Baumarten zu finden, selbst in Asien fand ich sie an Palmen. Kommt eine bestimmte Wuchsform wiederholt an verschiedenen Bäumen in einem Bereich des Waldes vor, kann daran erkannt werden, wie groß ein Kraftort ist. Wachsen wiederholt Klebäste in einem Waldabschnitt, deutet dies auf einen Ort mit überdurchschnittlich viel Lebenskraft und zeigt einen guten Aufenthaltsort für uns Menschen an.
An vitalkraftstarken Orten kommt häufig auch der sogenannte Rüsselast vor. Er wächst aus dem Stamm als relativ starker Ast zunächst waagerecht heraus, um kurz danach senkrecht nach oben zu weisen, wie ein zweiter Haupttrieb. Rüsseläste kommen auch in der vitalkraftstarken Zone eines Waldrandes vor, wo sie gerne dem Licht der offenen Wiese entgegenwachsen. Anzeichen für das Wachsen zum Licht ist vor allem, wenn der Stamm oberhalb des abzweigenden Rüsselastes deutlich im Durchmesser abnimmt. Rüsseläste kommen auch an Bäumen mitten im Wald vor. In der Regel reduziert sich der Durchmesser des Baumstammes nicht auffällig ab der Stelle, wo der Rüsselast am Stamm wächst. Mir ist aufgefallen, dass solche Rüsseläste auch in eine besondere Richtung weisen können. Über die Hälfte solcher Rüsseläste wachsen in die Richtung, in der sich in der Umgebung ein weiterer Kraftort befindet. Wer dem Rüsselast folgt, kann einen Kraftort finden, der ungefähr bis zu einer Entfernung von 500 Metern entfernt liegt. Wenn dort beispielsweise Bäume mit Elfenaugen wachsen, dann wurde dieser versteckte Kraftort allein durch das äußere Bild der Bäume gefunden!
So nimmst du Lebenskraft an Kraftorten auf
Wenn du an einem Kraftort Lebenskraft aufnehmen möchtest, brauchst du dafür nicht viel zu tun, es genügt dich eine Weile am Ort aufzuhalten. Wie ein trockener Schwamm im Teich automatisch Wasser aufnimmt, bis ein gesättigter Zustand erreicht ist, so nimmt der Körperorganismus an solchen Orten wie von selbst Lebenskraft aus der Umgebung auf. Unterstützend sind entspannende Tätigkeiten wie ein Buch zu lesen oder ein Picknick zu machen. Kraftorte mit viel Lebenskraft eignen sich auch für Yoga, Qi Gong und Atemtechniken wie Pranayama. Das Wichtigste ist einfach am Ort zu sein. Schon ein zehnminutiger Aufenthalt an einem kraftvollen Ort kann äußerst erholsam sein.
Wenn du das nächste Mal in der Natur unterwegs bist, schau doch mal, ob du Bäume mit besonderem Wuchs findest. Ich bin mir sicher, du wirst fortan mit anderen Augen durch Wald und Landschaft gehen.
Dieser Artikel und viele weitere zu diesem Thema ist Teil des Maas Magazins No. 25 WALD & WIESE
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Guntram Stoehr ist Freier Architekt und in Indien ausgebildeter Vastu Berater. Seit über 20 Jahren beschäftigt er sich mit der Wirkung von Kraftfeldern der Landschaft. In seiner Akademie für Geomantie und Vastu gibt er sein Wissen in Ausbildungen und Seminaren weiter und ist Autor mehrerer Bücher.
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